Eure Beiträge

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Name: Marcel Berger
Beitrag vom: 05.03.2009
Hallo in die Runde der Gartenfreunde,

in den letzten Jahren ereilte mich immer häufiger die Blütenendfäule beim Tomatenanbau, egal ob im Kübel oder im Freien - im Kübel war diese etwas ausgeprägter, obwohl ich immer nur beste und leider auch relativ teure Tomatenerde (NeudoHum Tomaten- und GemüseErde) benutzte. Einzigstes und bis jetzt wirksamstes Mittel war das Benetzen der kompletten Pflanze mit Düngal, man darf aber den Anfang nicht verpassen!

Um dieses Jahr einen erneuten Befall von der Blütenendfäule zu verhindern, habe ich Bodenproben aus dem Garten analysieren lassen, so 100%ig deuten kann ich die Ergebnisse aber nicht. Vielleicht kann mir hier jemand weiterhelfen und mir noch zusätzliche Ratschläge geben, was zumindest meinem Gartenboden noch fehlt bzw. zu viel vorhanden ist..

PH-Wert: 7,0
Phosphor: 51,5 mg/100g
P2O5: 117,9 mg/100g (Diphosphorpentoxid)
Kalium: 21,9 mg/100g
K2O: 26,5 mg/100g (Kaliumoxid)
Magnesium: 20,1 mg/100g

Nitratstickstoff: 18,20 kg/ha
NH14-N : 5,7 kg/ha (Ammoniumstickstoff)
Gesamtstickstoff: 23,9 kg/ha
Pflanzenverfügbar: 19,1


mfg Marcel
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Name: NEUDORFF
Beitrag vom: 09.03.2009
Hallo Marcel,

normalerweise muss man zusätzlich zu den Analysewerten der einzelnen Nährstoffe auch noch die Bodenart wissen (leicht, mittel, schwer, evtl. anmoorig), um die Ergebnisse richtig deuten zu können. Von der Bodenart hängt nämlich auch die Verfügbarkeit der vorhandenen Nährstoffe für die Pflanzen ab.
In Ihrem Falle ist es jedoch so, das die gemessenen Werte für Phosphor, Kalium und Magnesium unter allen Bodenbedingungen in der höchsten Gehaltsklasse E liegen.
Die Klassen A bis E bezeichnen die Bodenvorräte der einzelnen Nährstoffe und daraus folgend die entsprechenden Düngemengen.
In Klasse A sind die Vorräte sehr gering, daraus folgt ein erhöhter Düngebedarf.
Anzustreben wäre Klasse C. Hierbei muss nur der normale Entzug der Pflanzen nachgedüngt werden ("Erhaltungsdüngung").
Klasse E bezeichnet extrem hohe Gehalte, hier sollten Sie mit der Düngung der jeweiligen Nährelemente aussetzen, sonst kann es zu Problemen mit der Aufnahme anderer Nährstoffe kommen.
In Ihrem Fall ist das Kalzium betroffen, das eigentlich im Boden ausreichend vorhanden ist (pH 7). Die Aufnahme durch die Pflanze wird jedoch durch die hohen Gehalte der anderen Nährstoffe behindert.
Die hohen Nährstoffgehalte können übrigens auch durch stetige Verabreichung von kräftigen Kompostgaben entstehen.

Zur Vorbeugung der Blütenendfäule sind deshalb Kompost- und Düngergaben zu einzuschränken, bzw. in Ihrem Fall für mindestens 1 Jahr auszusetzen. Im Gewächshaus können Sie durch starkes Wässern des Bodens nach Ende der Kultur zu hohe Salzgehalte aus dem Wurzelbereich der Pflanze ausspülen.

Der gemessene Stickstoffgehalt ist für die stark zehrenden Tomaten nicht ausreichend. Sie müssen also noch Stickstoff zuführen. Um den Pflanzen über die Saison genug, aber nicht übermäßig Stickstoff zur Verfügung zu stellen, sollten Sie zu Kulturbeginn Horngries oder Hornmehl einarbeiten. Zusätzlich können Sie bei Bedarf noch KoniferenBalsam BlattDünger als flüssige, organische Stickstoffquelle über die Blätter spritzen. So sind die Tomaten auch in Zeiten erhöhten Wachstums immer gut versorgt.

Zusätzliche Maßnahmen zur Vorbeugung der Blütenendfäule sind das Entfernen der unteren Blätter und eine sehr gleichmäßige Wasserversorgung der Pflanzen. Die Temperaturen im Gewächshaus sollten nicht über 30 °C ansteigen, da sonst der Kalziumtransport in die Früchte stark vermindert ist.

Mit freundlichem Gruß
W. NEUDORFF GmbH KG
i.A. Kristin Germeyer
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Name: Marcel Berger
Beitrag vom: 10.03.2009
Hallo, danke erst einmal für die sehr ausführliche und kompetente Antwort. Also die zu beerntbare Fläche, um die es jetzt geht, lag von 1998 - 2007 brach, sprich es standen ein paar alte Rosen etc. drauf und die Fläche wurde 100%ig nicht gedüngt. Auch in der Zeit vor 1998 hat der Voreigentümer nicht großartig gedüngt bzw. Kompost verwendet, daher ist mir unklar, woher die recht hohen Werte kommen, es sei denn, ich habe dass 2008 im Alleingang vollbracht ;-))). Ich habe regelmäßig, aber sehr stark verdüngt (mehr als beschrieben), Biotrissol Tomatendünger und seltener Algoflash Tomatendünger verwendet - keine Ahnung, ob es daran lag.

Ihre Empfehlung mit dem KoniferenBalsam BlattDünger werde ich befolgen und vermutlich brauche ich auch nie nachkalken, richtig? Interessieren würde mich aber trotzdem noch, ob das überall gepriesene Urgesteinsmehl - mein Gärtnernachbar mit fast 50 Jahren "Berufserfahrung", hält das mehr für ein reines Werbeprodukt, als dessen Wirksamkeit bewiesen ist - auch in diesem Fall etwas bringt?

Wir wohnen hier im südlichen Sachsen-Anhalt an der Unstrut, der Boden dürfte relativ kalkhaltig sein und eher schwer sein, ohne Sandanteil.

Ich lese gerade bei Wikipedia & Co, dass stark kalkhaltiger Boden prädestiniert für Mangelerscheinungen ist. Angeführt wird dort beispielsweise die Strippe, die ja der Blütenendfäule ähnelt, die ja auch auf Calciummangel zurückzuführen ist. Weiterhin heißt es, dass solche Böden meistens auch mit Eisen, Magnesium, Mangan, Bor, Kupfer und Zink unterversorgt sind und dass das Wasser auf Kalkböden mitsamt allen Nährstoffen leicht abfließen kann. Sehen Sie das auch so? Was mich ein bisschen irritiert ist die Tatsache, dass die Blütenendfäule bei den Kübeltomaten noch mehr als im Freien ausgeprägt war und ich dort nicht unsere kalkhaltige Erde, sondern eben spezielle Tomatenerde verwendet hatte … aber vielleicht habe ich da auch zu viel mit den oben genannten Flüssigdüngern gearbeitet. Gegossen habe ich eigentlich regelmäßig.

MfG
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Name: NEUDORFF
Beitrag vom: 12.03.2009
Hallo Marcel,

schwere, tonhaltige Boden sind in der Lage, Nährstoffe länger zu speichern als lockere, sandige Böden. Insofern halten sich überhöhte Gehalte länger als auf Sandböden und lassen sich auch nicht so leicht auswaschen. Sie werden sicher noch einige Zeit lang genug Phosphor und Kalium im Boden haben, auch wenn Sie die Flächen wieder intensiv nutzen und mit dem Erntegut Nährstoffe entziehen. Nachkalken sollten Sie erst wieder, wenn der pH-Bodentest pH-Werte unter 6,5 anzeigt. Darüber wachsen die meisten Gemüsearten auch ohne weitere Kalkung gut.

Die Rolle des Kalks im Boden ist sehr vielschichtig und lässt sich nicht so pauschal festschreiben. Manche Aussagen im Internet sind daher nicht ganz richtig, bzw. nicht in jedem Fall gültig.
Zu hoher Kalkgehalt kann durch Festlegung anderer Nährstoffe (am bekanntesten Eisen) zu Mangelerscheinungen führen. Bei der Blütenendfäule und der Apfel-Stippe besteht das Problem in einem zu geringen Kalkgehalt in der Frucht (wie im früheren Beitrag beschrieben).
Häufig liegt aber wie bei Ihnen gar kein tatsächlicher Kalkmangel im Boden vor. Einen großen Einfluss auf den Kalziumtransport in die Früchte haben außer der Nährstoffversorgung eben auch die Kulturbedingungen wie Wasserversorgung, Klima und Temperaturführung.
Pflanzen in Kübeln reagieren darauf noch empfindlicher, weil die Schwankungen durch das geringere, ausgleichende Bodenvolumen viel höher sind.
Das ist wahrscheinlich der Grund, warum die Kübeltomaten trotz sehr guter Erde Blütenendfäule aufwiesen.
Versuchen Sie, die Kulturbedingungen in diesem Jahr möglichst optimal zu halten und an evtl. auftretende wechselhafte Wetterbedingungen anzupassen.

Mit freundlichem Gruß
W. NEUDORFF GmbH KG
i.A. Kristin Germeyer
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